BILDUNGSANGEBOTE: RECHTSEXTREMISMUS

Rechtsextremismus und Neonazismus in Österreich nach 1945: ein Überblick

Die Geschichte des österreichischen Rechtsextremismus in der Zweiten Republik wird zu ihren Anfängen zurückverfolgt: von den ersten Versuchen neonazistischen Organisations(wieder)aufbaus in der Nachkriegszeit über den Südtirolterrorismus, den parteiförmigen Ansatz Norbert Burgers (Nationaldemokratische Partei), den gewalttätigen Aktionismus der 1970er (Aktion Neue Rechte) und die Wehrsportaktivitäten und konspirativen Organisierungsmodelle Gottfried Küssels bis hin zum Netzaktivismus des 21. Jahrhunderts. Neben Veränderungen in den Formen der Organisierung und Propaganda wird auch inhaltlichen Entwicklungen – wie Veränderungen in der Feindbildstruktur oder der Spaltung in eine traditionelle, deutschnationale sowie eine Österreich-„patriotische“ Strömung Beachtung geschenkt.

Zwischen Macht und Kriminal – Rechtsextremismus in Österreich

Fast 30% für rechtsextreme und -populistische Parteien, kaum ein Wochenende ohne (rassistische) Übergriffe und Anschläge, Nazi-Schmierereien und andere Provokationen – dass Österreich ein sich zu einer allgemeinen Bedrohung auswachsendes Problem hat, lässt sich immer weniger leugnen. Wie in anderen Teilen Europas beginnt sich auch hierzulande eine „Erlebniswelt Neonazismus“ auszubilden. Diese lockt mit vielfältigen Angeboten Jugendliche an (NS-Devotionalien, Mode, Gewalt, Demonstrationen, Konfrontation und Abenteuer, Provokation, Party und Musik, Sicherheit und Zusammenhalt usw.) – insbesondere jene, die unter den Zumutungen der Adoleszenz und in einer Gesellschaft, die keinen Platz mehr für einen zu haben scheint und daher Angst macht, zusammen zu brechen drohen. Ermuntert werden die Neonazis, die nun verstärkt wieder Organisationen ausbilden, durch eine immer breiter werdende Öffentlichkeit, die Wehrsportübungen als „Jugendtorheit“ durchgehen lässt, Rassismus wie Antisemitismus für in einer Demokratie zulässige „Meinungen“ und die Kritik daran für „Gesinnungsterror“ hält. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Salonfähigkeit des parteiförmigen Rechtsextremismus und der Stärke des militanten Neonazismus.

Universitäten und Rechtsextremismus

Zeit ihrer Geschichte kam Universitäten sowohl über ihre Studierenden als auch über ihre Lehrenden eine ideologische Labor- und Multiplikatorfunktion zu, wie sich nicht zuletzt an der Aufstiegsgeschichte des Nationalsozialismus zeigen lässt. Wie auch andere politische Spektren bezogen rechtsextreme Bewegungen und Gruppierungen in Österreich ihre Ideologen und Führungskader zu einem wesentlichen Teil aus dem akademisch gebildeten Bürgertum. Die Universität bildete jedoch nicht nur aus, sondern war stets selbst Ort politischer Auseinandersetzung, in Form von Theoriedebatten ebenso wie in Form handgreiflicher Auseinandersetzungen. Der Workshop behandelt die jüngere Geschichte österreichischer Universitäten als Ausbildungsstätte und Aufmarschgebiete rechtsextremer Akteure. Besondere Aufmerksamkeit wird der Frage personeller, ideologischer und gedenkpolitischer Kontinuitäten zwischen NS-Zeit und Zweiter Republik geschenkt, die teilweise bis heute nachweisbar sind.

Jugendkultur und Rechtsextremismus

In einem mehrstündigen Workshop soll eine grundlegende Einführung in das vielseitige Thema Rechtsextremismus und Jugendkultur gegeben sowie der Frage nachgegangen werden, was rechtsextreme Ideologien und Erlebniswelten für Jugendliche attraktiv macht. Gemeinsam werden wir uns mit der insbesondere für Jugendliche relevanten „Einstiegsdroge“ Musik, Jugendgruppen in Österreich und rechten/rechtsextremen Codes und Symboliken sowie deren Veränderungen auseinandersetzen. Zudem soll es möglich sein, sich auszutauschen, eigene und kollektive Strategien dagegen zu entwickeln. Dabei wird es sowohl möglich sein, als Anfänger_in in das Thema einzusteigen als auch bereits vorhandenes Wissen aufzufrischen!

Diskurse der Ungleichheit: Die extreme Rechte und die soziale Frage

Der Rechtsextremismus lässt sich als naturalisierende Weltanschauung charakterisieren. Sein zentraler Satz lautet: „Die Menschen sind von Natur aus ungleich.“ Dieser Antiegalitarismus ist leicht als Legitimationsideologie der gesellschaftlichen Produktion von Ungleichheit und der darauf basierenden Herrschaft zu entlarven. Diese Biologisierung des Sozialen nimmt im Rückgriff auf die „Natur“ der Gesellschaft jede Dynamik und Veränderbarkeit. Das biologistische Menschen- und Weltbild friert die Zeit gleichsam ein; nur ein ewiger Kreislauf des Werdens und Vergehens ist denkbar. Dem universalistischen Menschenbild wird ein „biologisches“ oder „realistisches“ gegenüber gestellt. Da die Ungleichheit eine „natürliche“ sei, ist Fortschritt in Richtung sozialer Gleichheit per se unmöglich. Aus der Einsicht in die „Grenzen des Menschen“, diesem blanken Biologismus, speist die Rechte seit jeher ihren Pessimismus (als Ideologie zur Erhaltung des Status quo) und behauptet dort, wo es um die Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse ginge, eine Missachtung der „menschlichen Natur“, die all dem entgegenstünde.

Konservative Allianzen: Rechtskatholizismus und Rechtsextremismus in Österreich

Im Zentrum dieses Workshops stehen die ideologischen Schnittmengen von völkischen Rechtsextremen und fundamentalistischen KatholikInnen sowie die konkreten Ansätze politischer Allianzbildung zwischen diesen beiden Spektren. In letzterer Hinsicht werden schwerpunktmäßig Brückenbauinitiativen der 1990er Jahre an den jeweiligen Rändern von ÖVP und FPÖ (und der ihnen nahestehenden Studenten- und Akademikerverbände) sowie die laufende Entwicklung der FPÖ zu einer „kulturchristlichen“ Partei behandelt, die sich der Verteidigung des „Abendlandes“ verschrieben hat. Deutlich wird dabei insbesondere die Bedeutung gemeinsamer Feindbilder – Nicht-ChristInnen, Feministinnen, Homosexuelle – für die Überbrückung traditioneller Gräben innerhalb der österreichischen Rechten.

Mutter Natur“ und „Bruder Baum“: Warum eine rechte Ökologie möglich ist

Die Geschichte der grünen Bewegung in Deutschland und Österreich bietet sowohl in ideologischer als auch in personeller Hinsicht zahlreiche Anhaltspunkte für die These, dass Ökologie und allgemeine Emanzipation nicht per se identisch sind. Vielmehr weist die Umweltschutzbewegung bis heute einen rechten, antiemanzipatorischen Rand auf. An diesem werden unkritisch neuheidnische Kulte und esoterische Welterklärungen gepflogen, Umweltschutz mit „Lebensschutz“ und Menschen mit Tieren verwechselt. Auch die auf Haeckel zurückgehende ganzheitliche Ökologie und eine unhistorische Zivilisationskritik, die schnell zum Dekadenzdiskurs verkommt, sind anschlussfähig für rechtsextreme Positionen. Dieser Gefahr lässt sich durch kritische Selbstreflexion und die Arbeit an politischen Konzepten, die Ökologie und Soziales verknüpfen, beikommen.

Untergangster des Abendlandes“: Extreme Rechte in Europa

Über den Kontinent hallt der antijüdische und antimuslimische Kampfruf „Abendland in Christenhand!“ (Heinz-Christian Strache). Aber die dauernd von Dekadenz und Verderben raunenden Abendlandretter, schon 1933 von Karl Kraus als „Untergangster“ entlarvt, wollen nicht mehr rechtsextrem sein, sondern Verteidiger von Demokratie und Liberalität. Das Christentum interessiert sie dabei nicht als ethisches System, sondern als homogene und hermetisch abgeschlossene Kultur. Die Feindbilder werden nachjustiert, der alte Rassismus und der noch ältere Antisemitismus auf die Höhe der Zeit gebracht. Gegen den gemeinsamen (muslimischen) Feind rücken rechte Gruppen und Parteien zusammen, die nationalen Gegensätze werden zunehmend in den Hintergrund gedrängt und es droht zumindest in Westeuropa nicht weniger als ein geeinter rechter Machtblock. Der Rechtsextremismus in Europa droht sich zu einem europäischen Rechtsextremismus auszuwachsen. Während im Westen vor allem mit der Hetze gegen Muslime sich Wahlen gewinnen lassen, zielt der Rechtsextremismus in Osteuropa nach wie vor auf „Zigeuner“ und „Juden“ und alle, die dafür gehalten werden. Dass er hier wie dort im unmittelbaren Wortsinn brandgefährlich ist, belegt die rasante Zunahme von Gewalt gegen Schwache und Fremde.

Von Haider bis Hofer: zum Wesen der FPÖ, ihrem Aufstieg und dessen Ursachen

Der Vortrag beleuchtet die Geschichte der FPÖ mit Fokus auf ihren zweifachen Aufstieg unter Jörg Haider und Heinz-Christian Stache. Er setzt aktuelle Erfolge in ihren historischen Kontext, nimmt eine politisch-ideologische Verortung der heutigen FPÖ vor und erörtert deren Verhältnis zum Rechtsextremismus. In weiterer Folge widmet sich der Vortrag den Gründen für freiheitliche Erfolge, den im Umgang mit der FPÖ von verschiedenen Akteur*innen (Parteien, Medien, Linke) begangenen Fehlern – und möglichen Lehren daraus.

Rechte im neuen Kleid? Die „Neue Rechte“ und ihre Denktraditionen

In Österreich war für Modernisierungsversuche der extremen Rechten eigentlich immer nur spärlich Bedarf. Zu gut war der altbekannte Rechtsextremismus, nicht zuletzt parteiförmig, etabliert. Demgegenüber erscheint „neurechter“ Aktionismus als Novum, und sorgt dementsprechend für Aufmerksamkeit. So treten bspw. die „Identitären“ gerne mit mit bunten Masken auf und tanzen lieber, als sich zu prügeln. Ihr Slogan: „0% Rassismus, 100% Identität.“ Dass Neonazis (deren Ewiggestrigkeit in der Sache selbst liegt) Antifa-Ästhetik kopieren, um sich einen frischen Anstrich zu geben, ist bekannt. Während „neurechte“ Positionen nicht als abgeschwächte oder harmlose Form von Rechtsextremismus und Neofaschismus verstanden werden dürfen, machen es sich aber auch diejenigen zu einfach, die bspw. hinter der agit-p(r)op Attitüde der „Identitären“ die selben alten Neonazis vermuten. Wie lässt sich dieses „Neue“ im „Alten“ nun also charakterisieren? Und wie viel Aufmerksamkeit soll diesem geschenkt werden?

Putins Freunde. Über die „Vierte Politische Theorie“, das geopolitische Konzept des „Neo-Eurasismus“ & dessen Netzwerke

Der russische Neofaschist Alexander Dugin ist ein Star der extremen Rechten in Europa. Und dies nicht erst seit dem geheimgehaltenen Treffen zwischen ihm und hohen Funktionären der „Freiheitlichen Partei Österreich“ im Sommer 2014 in Wien.

White Noise – reaktionärer musikalischer Underground in Österreich

Abseits vom politisch eindeutig konnotierten Rechtsrock konnte sich im Österreich der späten 1980er im musikalischen Underground zwischen Gothic, Neo-Folk und Noise eine Landschaft von Musiker*innen, Bands und szeneeignen Publikationen etablieren, die nicht nur selbst von Beginn an offen mit nazistischen, faschistischen und anderen Ideologien gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit agierte, sondern sich nie mehrheitlich einer politischen Rezeption und Vereinnahmung durch politische Organisationen und Personen widersetzte. Vielmehr ging sie selbst im Gros dazu über, die Musik und die damit zusammenhängenden publizistischen Tätigkeiten als Instrument einer reaktionären politischen Agenda zu begreifen.

Brauntöne – Rechtsextreme Jugendkulturen und ihre Musik

Thomas Rammerstorfer beleuchtet in seinem mit Bildern und Tonbeispielen unterlegten Vortrag sowohl die Geschichte des Rechtsrock als auch die aktuellen Tendenzen in den Szenen (Neonazistischer Black Metal, LiedermacherInnen, brauner Techno, NS-Hardcore usw.). Auch gegenwärtige rechtsextreme Kleidungsmarken und Codes/Symbole werden thematisiert.

Aus dem Schatten des Nationalsozialismus…“
– Die „Identitäre Bewegung“ in Österreich

Die rechtsextreme „Identitäre Bewegung“ gehört ohne Zweifel zur aktivsten Form des außerparlamentarischen Rechtsextremismus in Österreich. Ihr „Erfolgsrezept“ liegt einerseits darin begründet, sich nach außen hin vom Nationalsozialismus abzugrenzen und so behördlicher Repression nach dem „Verbotsgesetz“ aus dem Weg zu gehen und andererseits gesellschaftlich anschlussfähige Konzepte eines modernisierten völkischen Nationalismus zu propagieren. Im Vortrag wird die Geschichte der „Identitären Bewegung“ in Österreich, ihre zentralen Akteure, Vordenker und ideologischen Merkmale dargestellt.

Oberösterreich ganz Rechts

Kaum ein Monat vergeht, ohne dass es die rechtsextreme Szene Oberösterreichs nicht in die Schlagzeilen schaffen würde. Aufsehenerregende Fälle wie der „Bund Freier Jugend“ oder „Objekt 21“ sind aber nur die sichtbare Spitze eines braunen Eisbergs, dessen verborgener Kiel tief in der Geschichte wurzelt. Das Referat versucht die historische Dimension der speziellen Situation Oberösterreichs offen zu legen und einen aktuellen Überblick über rechtsextreme Tendenzen dort zu schaffen.

Graue Wölfe – Rechtsextremismus aus der Türkei

Inspiriert von Europa und unterstützt von Nazi-Deutschland entstand auch in der Türkei der 40er Jahre eine faschistische Bewegung, die „Grauen Wölfe“, die sich ab den 60ern in der MHP zusammenfanden. Seit ihrer Gründung steht die Partei für rabiaten groß-türkischen Chauvinismus, sie ist für tausende Morde an fortschrittlichen TürkInnen und KurdInnen verantwortlich. In Österreich erfreuen sich die „Grauen Wölfe“ eines großen Zulaufs an Jugendlichen, eine Entwicklung die durch den zunehmenden anti-türkischen Rassismus beschleunigt wird. Die MHP`ler sind in Vereinen mit meist harmlos klingenden Namen organisiert; sie und andere nationalistische Gruppierungen versuchen dadurch Einfluss in der österreichischen Gesellschaft – mit Erfolg.

#hatespeech – Hass im Netz und was wir dagegen tun können (Workshop)

Gibt es ein Patentrezept gegen derartige Hassrede in den Social Medias? Wer wünscht sich nicht, diese Frage mit „Ja“ beantworten zu können. Doch so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint, ist es nicht. Strategien wie Ignorieren, Belehrung und Zurechtweisung scheinen das Problem nur noch zu verstärken. Doch kann man lernen, mit Hasspostings umzugehen? Wo fängt der Selbstschutz an und wo hört das Bedürfnis nach Gegenrede und Engagement auf? Sind die Grenzen für jeden und jede von uns gleich? Und warum scheinen sprachliche und emotionale Eskalationen mittlerweile etwas völlig Normales zu sein? Sind alle, die derartiges posten, automatisch RassistInnen oder rechtsextrem? Jeder und jede von uns hat bereits Erfahrungen zu diesen Fragen gemacht. Das Ziel des Workshops ist es, moderiert gemeinsam Strategien zu entwickeln, um mit Empathie aber auch Abgrenzung diesen Phänomenen zu begegnen. (Dauer: 3-5 Stunden)

Die Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit´ (FIPU) ist ein loser Zusammenschluss von WissenschafterInnen in Österreich mit einem gemeinsamen Forschungsinteresse: der Auseinandersetzung mit Ideologien der Ungleichheit (Rassismus, Sexismus, Homophobie, Antisemitismus, Ableismus, usw.) und den sie tragenden politischen AkteurInnen. Zentraler Gegenstand ist dabei bislang die äußerste politische Rechte insbesondere, aber nicht ausschließlich, in Österreich. Dennoch definiert die Gruppe sich weniger über die extreme Rechte als Gegenstand als über die gemeinsame Klammer antiegalitärer Ideologien und Ideologeme, gleichgültig, ob diese „rechts“, „links“ oder in der politischen „Mitte“ auftreten.

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