BILDUNGSANGEBOTE: GESCHLECHTERPOLITIKEN

Das rechtsextreme Geschlecht

Zu Auseinandersetzungen mit Frauen in der organisierten (extremen) Rechten bzw. als Trägerinnen rechter Gesinnungen kam es im deutschsprachigen Raum vor allem in den 1990ern. So erschienen zu diesem Zeitpunkt einige Sammelbände, die Frauen nicht mehr als „Opfer“ oder das „friedfertige Geschlecht“ wahrnahmen, sondern als aktive Anhängerinnen rechten bis rechtsextremen Gedankenguts erkannten. Dabei zeigte sich u.a., dass Frauenthemen weniger konstitutiv für das Engagement von Frauen in rechten Gruppierungen waren als Nationalismus oder Rassismus und auch das oftmals als homogen wahrgenommene rechtsextreme Frauenbild vom „Heimchen am Herd“ ließ sich nicht halten. Vielmehr wurde deutlich, dass gerade die vielfältigen Weiblichkeitsentwürfe eine bestimmte Attraktivität für Frauen ausüben. Kaum wurde jedoch Bezug auf die Situation in Österreich genommen. Aktuell wird der Blick auf die „Frauen“ durch die Perspektive auf Geschlechtskonstruktionen erweitert und somit Ansätze der Geschlechter- sowie auch der Männlichkeitsforschung mit Fragestellungen, die die (extreme) Rechte betreffen, verknüpft. So lassen sich im deutschsprachigen Kontext zwar Ansätze finden, die danach fragen, wie Männlichkeit und Weiblichkeit verhandelt werden. Aktuelle Forschungsarbeiten, die auf Frauen in der organisierten Rechten in Österreich Bezug nehmen oder die Verhandlung von Geschlecht in einem austro-rechtsextremistischen Kontext thematisieren, stellen jedoch nach wie vor eine Seltenheit dar. In einem Vortrag mit anschließender Diskussion soll die Geschichte der Rechtsextremismus- und Geschlechterforschung nachgezeichnet, neuere Ansätze vorgestellt und in Bezug zum Kontext in Österreich gesetzt werden.

Antifeminismus und Männerbündelei. Konstitutive Merkmale für die Allianzen zwischen Abtreibungsgegnern, Burschenschaftern und Väterrechtlern

Wenngleich Abtreibungsgegner, Burschenschafter und Väterrechtler auf den ersten Blick historisch, ideologisch wie auch in der politischen Agitation wenig Gemeinsamkeiten aufweisen, zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass gerade der in ihren Reihen kultivierte Antifeminismus sowie auch die unterschiedlich ausgeprägte Männerbündelei große Ähnlichkeiten aufweisen. Zudem ist ihre gesellschaftliche Akzeptanz sowie auch ihre (immer noch andauernde) politische Relevanz als Teil eines immer stärker werdenden antifeministischen Backlashs zu sehen, der zunehmend versucht, die feministischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte in Frage zu stellen. Nicht zuletzt zeigen sich diese Allianzen auch immer wieder durch ihre Überschneidungen zu FPÖ und BZÖ, die sich als politisches Sprachrohr für die Interessen der jeweiligen Gruppe einsetzen oder, wie im Falle der deutschnationalen Burschenschafter, einen Großteil ihres Personalreservoirs aus diesen Reihen rekrutieren. Im Vortrag soll es um die ideologischen Gemeinsamkeiten, ausgewählte Beispiele der personalen Überschneidung und Vernetzung sowie möglichen Protestformen gegen diese Gruppen gehen.

Rechte Frauenrechtler*innen?! Im Namen der Frauen…? Im Rahmen des „Völkischen“!

Seit geraumer Zeit inszenieren sich rechte Politiker*innen medial mitunter gerne als selbsternannte „Frauenrechtler“. Nicht zufällig melden sich diese hierbei im besonderen bei Themen wie Ehrenmorde, Zwangsverheiratungen und der „Kopftuch-Debatte“ zu Wort. Bei einem genaueren Blick zeigt sich sehr schnell die Instrumenalisierung von Frauenrechten um die „Multi-Kuli“-Gesellschaft für endgültig gescheitert zu erklären. Gleichzeitig können derartige Parolen nicht auf ihren populistischen Agitationscharakter reduziert werden. Spezifische Konzeptionen von Männlich- bzw. Weiblichkeit werden im völkischen Denken immer auch als Vor- bzw. Nachteil im postulierten „Kampf der Kulturen“ begriffen. Nicht nur die ideologischen Implikationen dieses angeblichen notwendigen „Schutzes“ der sogenannten „freien“, sprich: der deutschen bzw. österreichischen Frau sollen näher erörtert werden. Auch wird der Frage nachgegangen, wie die scheinbaren Bekenntnisse für die Gleichberechtigung der Geschlechter nach wie vor tief in allgemeiner Frauenverachtung und einem damit einhergehenden Antifeminismus verwurzelt bleiben. So bleibt abschließend zu thematisieren, wie sich antisexistische Politiken – angesichts von Ethnisierungen von Sexismus einerseits und Kulturrelativismen andererseits – im gegenwärtigen Diskurs positionieren (können).

Theorie kritischer Männlichkeit und antisexistische Praxis

Das Bildungsangebot führt – im Sinne der Eröffnung von Räumen zur Selbstreflexion idealerweise in Workshopform – in die kritische Männlichkeitsforschung ein und stellt wichtige Begrifflichkeiten wie „hegemoniale Männlichkeit“ und „patriarchale Dividende“ vor. Aufbauend darauf werden Effekte geschlechtstypischer Sozialisation sowie die Handlungsmöglichkeiten und Widersprüche anti-(hetero-)sexistischer Praxis für Männer* diskutiert. Je nach Wunsch kann auch auf die Problematik sexualisierter Gewalt, ihre Prävention und den Umgang mit geschehenen Übergriffen eingegangen werden. Der Workshop ist tendenziell auf Männer*-Gruppen ausgelegt, kann aber auch für gemischtgeschlechtliche Gruppen adaptiert werden.

Feministische Theorie & Praxis (folgt)

Kapitalismus & Patriarchat (folgt)

Die Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit´ (FIPU) ist ein loser Zusammenschluss von WissenschafterInnen in Österreich mit einem gemeinsamen Forschungsinteresse: der Auseinandersetzung mit Ideologien der Ungleichheit (Rassismus, Sexismus, Homophobie, Antisemitismus, Ableismus, usw.) und den sie tragenden politischen AkteurInnen. Zentraler Gegenstand ist dabei bislang die äußerste politische Rechte insbesondere, aber nicht ausschließlich, in Österreich. Dennoch definiert die Gruppe sich weniger über die extreme Rechte als Gegenstand als über die gemeinsame Klammer antiegalitärer Ideologien und Ideologeme, gleichgültig, ob diese „rechts“, „links“ oder in der politischen „Mitte“ auftreten.

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